Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen. von Ava Reed

Veröffentlicht: 17. August 2019 von Juliane

Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.
Ava Reed
Jugendbuch. Mental Health
Ueberreuter Verlag
Februar 2019
Hardcover
319

Klappentext: Leni ist ein normales und glückliches Mädchen voller Träume. Bis ein Moment alles verändert und etwas in ihr aus dem Gleichgewicht gerät. Es beginnt mit zu vielen Gedanken und wächst zu Übelkeit, Panikattacken, Angst vor der Angst. All das ist plötzlich da und führt zu einer Diagnose, die Leni zu zerbrechen droht. Sie weiß, sie muss Hilfe annehmen, aber sie verliert Tag um Tag mehr Hoffnung. Nichts scheint zu funktionieren, keine Therapie, keine Medikation. Bis sie Matti trifft, der ein ganz anderes Päckchen zu tragen hat, und ihn auf eine Reise begleitet, die sie nie antreten wollte…

Meine Meinung:

Schon so viel habe ich von Ava Reed und ihren so besonderen und eigenen Romanen gehört. “Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen” sprang mir sofort ins Auge. Das Cover ist so anders und wunderschön. Und ich hörte über dieses Buch nur Lob. Ich war skeptisch, aber gleichzeitig auch sehr neugierig. Zudem sah ich schon beim Durchblättern, dass es handschriftliche Tagebucheinträge und Zeichnungen gab – dieses sind übrigens von Ava Reed selbst. Also allein optisch schon ein Muss für das Bücherregal.

Dann spricht Ava Reed ein Thema an, das heutzutage so viele Menschen betrifft und ich glaube keiner kann behaupten, dass er damit noch nicht in Berührung gekommen ist (ob selbst betroffen oder im Umkreis). Die psychische Gesundheit wird immer wichtiger, und immer weiter sind psychische Krankheiten verbreitet. Gefühlt vervielfältigen sich die Trigger in der heutigen Zeit rasant und die Betroffenen werden immer jünger. So finde es ich sehr beachtenswert, dass Ava Reed sich dem Thema Depressionen und Angstzustände annimmt, aber auch sehr mutig – denn da es so viele Arten der Krankheiten gibt, kann es man eigentlich gar nicht richtig darstellen.

Und doch hat es Ava Reed geschafft. Dazu muss ich sagen, dass sie wirklich mit fundierten Wissen an die Thematik geht. Sie beschreibt direkt im Vorwort, worum es in ihrer Geschichte gehen wird und dass sie nur einen Teil, ein kleines Stück, davon zeigen kann. Auch im Nachwort geht sie noch einmal darauf ein und gibt noch Hilfestellung, wenn man sich selbst Unterstützung holen möchte. Das hat sie richtig gut gemacht. Sie geht behutsam, aber offen an die Thematik und sie hat es auch in ihrer Geschichte gezeigt, dass man psychische Krankheiten nicht so richtig in eine Schublade stecken kann.

Der Roman geht wirklich unter die Haut. Als Leser ist man so nah dabei wie sich Lenis Zustand verschlechtert. Die Verschwommenheit, die Unfähigkeit, die Ohnmacht. Es ist erschreckend und doch so realistisch. Ich war wie paralysiert als ich las. Ich war wirklich getroffen und mir tat Leni so leid. Ständig stellte ich mir vor, dass Jugendliche, die in der selben Situation wie Leni sind, dieses Buch lesen. Ich kann mir vorstellen, dass es Kraft und Hoffnung gibt. Dass es zeigt, dass man nicht alleine ist und dass man seine Gefühle (oder nicht-Gefühle) ernst nehmen muss. Dass man sich Hilfe suchen muss. Und wichtig: Hilfe annehmen muss.

Ava Reed gibt so viel mit in ihrem Buch. Sie schafft Verständnis für Außenstehende und gibt Hoffnung den Betroffenen. Besonders mochte ich auch, dass der Roman nicht innerhalb kürzester Zeit abgehandelt wird und dann eine Friede-Freude-Eierkuchen Ende hat. Sie schreibt authentisch. Beschreibt den Weg von Leni eindrucksvoll und mitreißend. Hach, ich bin ganz verzaubert von dem Roman – auf eine sehr melancholische Art und Weise. Auch bin ich froh, dass Ava Reed den Charakter Matti geschaffen hat. Zum Einen fand ich sein Krankheitsbild total interessant (und erschreckend), aber ihn auch als Gegenpol zu Leni darzustellen – ohne gleich eine kitschige Liebesgeschichte in den Vordergrund zu rücken. (Denn das wäre bei der Thematik echt unpassend gewesen.)

Ich wünsche mir, dass viele Menschen diesen Roman lesen. Denn er lehrt viel über Depressionen und Angstzustände, ohne ein Ratgeber / Sachbuch zu sein. Durch die Augen von Leni erkennt man was angebracht ist – was wichtig ist und worauf es ankommt. Das Ende gibt Hoffnung, hebt aber nicht vom Boden ab und bleibt authentisch. Wirklich ein sehr gelungener Roman zu einem so so wichtigen Thema.


Fazit:

Meine hohen Erwartungen an das allseits gelobte “Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen” wurden mehr als erfüllt. Ava Reed hat es geschafft, mit so treffenderen Beschreibungen die Unberechenbarkeit von Depressionen und Angstzuständen darzustellen. Die Geschichte ist so zart und zerbrechlich, gleichzeitig so stark und voller Trost. Und obwohl der Plot nicht den 08/15 Klassenschlager-Themen folgt, ist er mitreißend und sehr einnehmend. Absolute Empfehlung! (Vor allem für junge Erwachsene.)


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1 Kommentar

  • Tina 4. September 2019 at 18:10

    Hi Juliane,

    ich mag Avas sanfte und intensive Art so gerne. Ich kann mich direkt hineinversetzen und genau so muss es sein, um den Menschen, den es betrifft besser zu vertsehen bzw. überhaupt zu verstehen.
    —- ACHTUNG, KLEINER SPOILER—-
    Ich mochte das Buch, hatte jedoch Kritik an den “Roadtrip” der Beiden Protagonisten.

    Liebe Grüße
    Tina

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