Das Nest von Katrine Engberg

Veröffentlicht: 28. Juli 2021 von Juliane

Das Nest
Kørner & Werner #4
Katrine Engberg
Ulrich Sonnenberg
Krimi
Diogenes
Juli 2021
eBook
416 (print)
Vadeskud
.. den Verlag!

Es ist ein sonniger Tag im April, als der 15-jährige Oscar verschwindet. Zunächst denkt man, er sei von zu Hause abgehauen. Doch es gibt Anzeichen, die auf Schlimmeres hindeuten. Als die Leiche eines jungen Mannes in einer Müllverbrennungsanlage entdeckt wird, beginnen Anette Werner und Jeppe Kørner mit ihren Ermittlungen. Sie betreten unterirdische Gänge und verlassene Inseln und stoßen dabei auf einsame Seelen und befremdliche Familiengeheimnisse. (Klappentext)

Meine Meinung:

Katrine Engbergs Krimis lese ich ohne vorher nachzusehen, worum es geht. Ihre bisherigen Krimis verschlang ich allesamt und dass ich Katrine Engberg schon persönlich treffen durfte – so sympathisch! – macht das Ganze noch emotionaler. Auf “Das Nest” hab ich mich entsprechend sehr gefreut! Wieder ein Krimi, der in Kopenhagen spielt und eine Ermittlung von Anette Werner und Jeppe Kørner. Hier sei erwähnt, dass man jeden Krimi der Reihe getrennt voneinander lesen kann. Man braucht kein Vorwissen, um “Das Nest” zu lesen und zu verstehen.

Das Ermittlerduo finde ich erfrischend authentisch. Sie kommen ohne die Klischees der Ermittler*innen-Stereotypen aus und haben “dennoch” Persönlichkeit. Ich mag es, dass wir Leser*innen an ihren Leben teilhaben, den alltäglichen Situationen (z.B. mit Tochter Gudrun) und den Gedanken/Sorgen rund um ihr “reales” Leben (“wie freunde ich mich mit Teenies an”). Es sind keine großen Dramen, die sie erleben, eher die kleinen, normalen – was für mich ein großer Bonus der beiden Figuren ist. Denn das wirkliche Leben ist doch viel interessanter und nachvollziehbarer, als wenn es um die dunkelsten Abgründe der Menschheit geht (Alkoholsucht, Misshandlung, etc. pp., was es nicht alles gibt).

Der Fall an sich ist sehr verzwickt und undurchsichtig. Man KANN gar nicht erahnen, was sich hinter der Ausgangssituation versteckt. Definitiv verwendet Katrine Engberg nicht Schema F und zeigt zum Schluss den Gärtner als Mörder. Ich liebe ihre Krimis wirklich sehr und hing auch bei “Das Nest” an jedem Satz. Ich verschlang das Buch nahezu und konnte es nur schwer aus der Hand legen. Das Tempo ist genau nach meinem Geschmack, Langeweile kommt nicht auf – aber es passiert auch nichts in einer unrealistischen Eile. Generell schätze ich “Das Nest” für seine Authentizität. Einzig die Erkenntnisse, zu denen Esther viel beitrug fand ich teilweise ein wenig zu konstruiert. Immerhin ist der Zufall schon sehr groß, dass sie genau diese Entdeckungen in diesen Momenten macht. Davon abgesehen kann ich nur meinen Hut zücken vor dem Können von Engberg.

Das Verschwinden des Jungen, die Suche, die vielen beteiligten Personen. Es passiert viel und es sind wirklich viele Figuren, die ihren Auftritt haben und aus deren Perspektive wir lesen. Und Engberg schafft es dennoch, dass alles geordnet wirkt und ich nie den Faden verlor. Ihre kurzen Einschübe aus Sicht bisher nicht “sichtbarer” Personen fing mich besonders ein. Denn diese Szenen brachten mir Gänsehaut ein. Es ist keine gemütliche / cosy Geschichte. Es ist hart und teilweise kaum zu ertragen. Allerdings ist es auch das, was die Krimis von Katrine Engberg ausmacht und was es für mich auch zu einem wunderbaren Gesamtpaket macht. Es ist eine Realität, die ich authentisch finde. Ich glaube ihr ihre Geschichten und ihre Figuren sind für mich greifbar. Sofort würde ich es ihr abnehmen, wenn sie mir sagen würde, dass Anettes und Jeppes Figuren auf realen Menschen basieren.

Im Großen und Ganzen war ich sehr gut unterhalten und bin auch mit der Auflösung am Ende zufrieden. Nur der ganz große “WOW” Effekt stellte sich bei mir nicht ein. Vielleicht weil ich meine Erwartungen sehr hoch angesiedelt hatte. Ich würde “Das Nest” nicht als stärksten Krimi von Engberg bezeichnen, aber hier sprechen wir auch von einem sehr hohen Niveau. Tatort und Co. sollten sich diese Krimis mal ganz genau ansehen – denn so werden spannende Geschichten erzählt!


Fazit:

Wieder ein super spannender Krimi von Katrine Engberg, der so manche (schockierende) Überraschung mit sich bringt. Sehr düster und atmosphärisch, genau das, was ich bei einem Krimi erwarte und mag! Ich hing an den Seiten und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ein toller Mix aus Ermittlung und privatem Drama. Es ist nicht das beste Werk von Engberg, aber wieder auf sehr hohem Niveau! Ich freue mich auf weitere Fälle von Anette und Jeppe.


Vielen Dank…

… an den Diogenes Verlag (via Netgalley) für mein Rezensionsexemplar!

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