Eleanor Oliphant is completely fine von Gail Honeyman

Veröffentlicht: 9. November 2019 von Juliane

Eleanor Oliphant is completely fine
Gail Honeyman
Coming of Age
Harper Collins Publ. UK
April 2018
Taschenbuch
385 Seiten
Ich, Eleanor Oliphant
ist geplant!

Eleanor Oliphant lebt ein geregeltes Leben. Jeder Tag und jede Woche läuft nach einem Prinzip ab. Freunde hat sie kaum welche, Eleanor ist speziell. Andere Menschen finden sie oft seltsam. Dann verliebt sich Eleanor und beginnt mit Emsigkeit auf ihr Ziel hinzuarbeiten: Den Mann ihrer Träume zu erobern. Dafür geht sie viele Wege und merkt, dass es im Leben mehr gibt als Vernunft und starre Verhaltensregeln.

Meine Meinung:

Von Eleanor Oliphant habe ich schon viel gehört. Vor allem viel Gutes! Jeder, der das Buch gelesen hat, schwärmte davon. Mir wurde es oft empfohlen und so legte ich mir die englische Spezialausgabe zu. Sobald ich es begonnen habe zu lesen, schrieben mir einige Buchfreunde, dass sie das Buch gar nicht mochten So spät, ich las es also und bildete mir meine eigene Meinung.

Und so viel sei gesagt: Ich bin weder in dem einen noch im anderen Lager. Ich mochte die Geschichte von Eleanor, doch überwältigte sie mich auch nicht. Ich verstehe aber, was die Leute an der Geschichte so sehr mochten. Eleanor ist anders, speziell, unterhaltsam und mal echt eine Abwechslung! Sie erinnerte mich sehr an Don aus “Das Rosie Projekt“, ein wenig kauzig, versteht keine Ironie und lebt in ihrer eigenen Welt. Bekannteres Beispiel ist vielleicht Sheldon Cooper aus der Serie “Big Bang Theory”.

Ich sag gleich mal, was mich gestört hat. Das war der Alkoholmissbrauch von Eleanor. Ja, sie sollte überspitzt und problembeladen dargestellt werden, doch über eine lange Zeit jedes Wochenende zwei Flaschen Wodka zu trinken ist nicht die richtige Darstellung. Ein Alkoholproblem kann man auch anders darstellen. UND VORALLEM: Sollte man es auch anders thematisieren. Eleanors Alkoholproblem wird zwar angerissen, aber nicht wirklich als Thema behandelt. Sie betrinkt sich einmal zur Besinnungslosigkeit. Danach wird nur über den Auslöser gesprochen, aber nicht dass sie ein generelles Alkoholproblem hat.

Davon abgesehen mochte ich die Entwicklung des Romans. Ehrlich gesagt, erwartete ich eine Liebesgeschichte. Also eine romantische Liebesgeschichte. Denn eher ist es eine Geschichte darüber, wie Eleanor das Leben zu lieben lernt. Die Liebesbeziehung (die entsteht oder auch nicht) ist hier wirklich zweitrangig und das passte wunderbar zur Geschichte.

Eleanor ist so mega unterhaltsam! Ich musste mehrmals wirklich lachen als ich sie mit Leuten sprach. Sie spricht die Dinge aus wie sie sind, verpackt es nicht in höflichen Notlügen. Natürlich eckt sie damit an und natürlich schreckt das die Leute ab. Aber als Leser ist es fantastisch. Zum Beispiel war sie zum ersten Mal in einem Nagelstudio und ließ sich die Nägel machen. Am Ende sagte sie der Frau, die sie behandelt hat, dass sie vermutlich nicht wieder kommen würde, weil sie das viel günstiger und mit weniger Aufwand selbst hinbekommen würde. Herrlich!

Es gibt eine Verwicklung zwischen Eleanor und ihrer Mutter, die mich ziemlich mitgenommen hat. Diese Beziehung zwischen den beiden war für mich eigentlich auch das zentrale Thema des Buches. Eleanor tat mir so leid und ich litt mit ihr bis zum Schluss. Was mich zu Ray bringt – dieser Kollege aus der IT (natürlich! Denn alle seltsamen Vögel arbeiten ja auch in der IT…). Er ist soooo toll! Er ist so ein offener, herzensguter und hilfsbereiter Mensch.

Ray ist der Held der Geschichte. Definitiv! Er ist es, der das Vorbild für uns alle sein sollte. Er akzeptiert Eleanor so wie sie ist, unterstützt sie dennoch und hilft ihr. Nicht nur ihr. Auch zu anderen ist er freundlich und zuvorkommend. Ihm wünsche ich alles Glück der Welt und zu gern würde ich einen weiteren Roman aus seiner Sicht lesen. Ich bin mir sicher, es gibt einen tollen Protagonisten ab. Hier in Eleanors Geschichte spielte er eine präsente Nebenrolle, die einen Touch von “guter Fee” hatte.

Die Moral von “Eleanor Oliphant” ist wunderschön! Es gibt viele Arten von Menschen, viele Arten zu leben. Jeder trägt ein Päckchen mit sich herum. Wir alle sollten uns das bewusst machen und uns mit Toleranz und Gutherzigkeit begegnen. Wenn wir alle etwas mehr Ray wären, würde die Welt schnell zu einem besseren Ort werden.

Übrigens bin ich auf makabere Art und Weise ein großer Fan des englischen Covers! Die, die das Buch gelesen haben, wissen warum. Schade, dass es im deutschen ein eher simples, nichtssägendes Cover bekommen hat.


Fazit:

Eine schöne Geschichte über das Leben, über die menschliche Psyche und über Güte. Ich mochte Eleanors Lebensgeschichte mit ihren Höhen und Tiefen. Sie ist ein unterhaltsamer und so ehrlicher Charakter, die mich oft zum Lachen brachte. Gleichzeitig ist der Roman sehr tiefgründig und regt sehr zum Nachdenken an. Wie gehen wir mit unseren Mitmenschen um und vor allem mit denen, die vermeintlich aus dem Raster fallen? Lesenswert!


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