
Donna Lucia – über 90-jähriges Familienoberhaupt des Bartolami Clans auf Sizilien – kann es nicht ertragen, dass ihre kluge Ur-Enkelin Aurelia weit weg in Bologna lebt und ihr Leben unverheiratet dort verbringt. Dringend braucht Aurelia einen sizilianischen Mann und so beschließt Donna Lucia ihre Ur-Enkelin mit einem Trick in die Heimat zu locken um dann gemeinsam mit dem Familienclan Aurelia unter die Haube zu bringen. Was die 32-jährigen Mathelehrerin Aurelia dazu sagt, ist dabei natürlich zweitrangig.
Meine Meinung:
Als ich das Cover von “Pasta D’Amore” das erste Mal sah, war ich direkt in Urlaubsstimmung. Das Bild der italienische Villa, das kleine rote Auto und der gedeckte Tisch, auf dem schon eine Schüssel mit Nudeln steht. Der Klappentext klang nach einer richtig schönen italienischen Familiengeschichte mit vielen Klischees und einer Menge unterhaltsamen Dramen. Dann begann ich zu lesen und das erste Kapitel ist aus Donna Lucias Sicht geschrieben und erfüllte komplett meiner Erwartungen an die italienische Ur-Oma.
Doch dann geht es weiter aus Aurelias Sicht und ich merkte schnell, dass dieser Roman etwas ganz besonderes sein würde. Denn Aurelia ist analytisch, eine Mathe-Liebhaberin und versucht jede Situation mit Logik zu verstehen. Mich erinnerte sie sehr an Don Tillmann aus “Das Rosie Projekt” – so speziell und mit dem Unvermögen, zwischenmenschliche Geschehnisse zu verstehen. So betrügt ihr Freund sie seit langem und viele wären schon VIEL früher darauf gekommen, aber sie war so naiv und leichtgläubig, dass sie erst einen konkreten Hinweis bekommen musste, um zu verstehen, was dort passierte.

Und darum geht es eigentlich in dem Roman: Wie Aurelia lernt, nicht jeden Vorgang und jedes Gefühl mit dem Verstand steuern und zu verstehen zu wollen. Es ist sehr unterhaltsam, wenn man als Leser genau versteht, was gerade mit Aurelia passiert und wie sie auf Männer reagiert, und sie keine Ahnung hat. Ja, es ist keine komplett neue Erfindung der Autorin, aber sie hat Aurelia so viel Charme und Wärme gegeben, man kann gar nicht anders, als Aurelia in sein Herz zu schließen. Und nicht nur Aurelia. Ihre ganze Familie ist so wundervoll!
Ich hätte erwartet, dass die italienische Familie komplett überspitzt, übergriffig und uneinsichtig dargestellt wird – um damit dann Situationskomik zu generieren. Allerdings hat die Autorin einen anderen Weg gewählt. So ist die Familie zwar ziemlich übergriffig, aber gleichzeitig auch sehr unterstützend und sie hören Aurelia zu. Gerade zum Ende hin werden sie sehr nachsichtig und gestehen sich vielleicht sogar selbst Fehler ein. Hach, es ist wirklich eine schöne Geschichte und etwas fürs Herz.
Während des Lesens fühlte ich mich so wohl und befreit. Ich genoss jede Seite und bin richtig in die Welt von Aurelia eingetaucht. Die Verliebtheit ist so schön zu spüren und auch die Entwicklung … hach … ich hibbelte so richtig mit und wollte einfach, dass auf diese eine bestimmte Art endete. Das Buch zu lesen fühlte sich wie ein Kurzurlaub an. Man spürte die italienische Sonne, riecht das Essen aus der Küche und beneidet fast diesen Familienclan, in dem jeder seine Rolle hat und das alles sich so harmonisch zusammenfügt. Und ja, ob das nun alles realistisch ist oder nicht, lasse ich mal dahin gestellt.


Immer wieder lässt die Autorin die italienische Kultur einfließen. Nicht nur, welche Bräuche es gibt und welche kulturellen Erwartungen, sondern auch lokale Gerichte oder Redewendungen. Gerade Donna Lucia beginnt jeden zweiten Satz mit einem italienischen Sprichwort, dass direkt im Anschluss auch ins Deutsch übersetzt wird. Mir gefiel das richtig gut! Ein Beispiel: “Meglio un giorno da leone che centa da pecora.” (“Lieber ein Tag als Löwen als hundert als Schaf.”) – Aurelia wird von ihrer Familie “Biscottini” genannt, also kleine Keks, und allein das ließ mich immer wieder “Awww” sagen.
Aurelia ist eine Person, die ich nicht so leicht vergessen werde. Wie sie in Stresssituation eine Zahlenreihe innerlich aufsagt oder von Namen die Anzahl der Buchstaben aufzählt und diese dann in Quersumme zusammenrechnet. Sie ist speziell und das macht auch ihre Liebesgeschichte speziell. Natürlich kommt der Roman nicht ohne Klischees oder Kitsch (sehr viel davon!) aus. Aber die Art, wie es in diesem Roman geschieht, ist wirklich wunderbar und so kann ich diesen Roman für Romantiker und Italienfans nur wärmstens empfehlen!
Fazit:
Hach! Wer eine super schöne und herrlich erfrischende Sommerromanze sucht, ist bei “Pasta D’Amore” von Lucinde Hutzenlaub genau richtig! Mich überraschte dieser Roman – bei dem ich eine Menge Klischees erwartet hatte – mit einer so unterhaltsam, analytischen Protagonistin, deren Verstand ihrem Herz im Weg steht. Dieser Roman hat mir so gut gefallen. Die italienischen Vibes waren zu spüren und die Geschichte hat genau den richtigen Level an emotionaler Tiefe für eine Urlaubslektüre. Sehr zu empfehlen!

Vielen Dank…
… an den Penguin Verlag für mein Rezensionsexemplar!
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1 Kommentar
Das hört sich doch ganz gut an! Okay, Kitsch und Klischee muss ich in Romanen nicht zu viel haben, aber als du bei der Hauptprotagonistin den Vergleich zu “Das Rosie Projekt” gezogen hast, hattest du mich schon. Don Tillmann ist mir bis heute positiv in Erinnerung geblieben und vielleicht schafft Aurelia das bei mir auch. Außerdem mag ich italiensichen Flair in Romanen und deshalb wandert der Roman schon mal auf meine literarische Erinnerungsliste. Danke für den Buchtipp! Das Buch hatte ich bisher nicht auf meinem Radar.
Gruß Doreen