[Rezension] Crossroads

Veröffentlicht: 14. Juli 2017 von Juliane

Crossroads Book Cover
Crossroads
Jürgen Albers
Historischer Krimi
Selbst Publisher
Mai 2017
Taschenbuch
598
den Autor!

1940: Inspector Charles Norcott sehnt sich nach einer Herausforderung auf der kleinen Kanalinsel Guernsey zwischen England und Frankreich. Doch dann wird eine junge Frau ermordet und er steckt plötzlich inmitten eines Strudels aus Beziehungsdrama, Hinterlistigkeit und Krieg.

 

Meine Meinung: 

“Crossroads” ist ein historischer Krimi. Ich mag Krimis und ich mag historische Romane. Der letzte historische Krimi (“Die Straße der Schatten”) war leider ein Reinfall, deshalb freute ich mich umso mehr auf diesen Roman.

Recht schnell beginnt der Roman mit der grundlegenden Story: Die Frau wird ermordet. Mir gefiel der Einstieg. Norcott wird kurz portraitiert, er wird in einer typischen Szene gezeigt (Polizeiarbeit) und dann geht es los und wir sind mitten in einer Mordermittlung.

Geschickt platziert der Autor die Beschreibungen der Insel. Sofort ist man in der Atmosphäre der kühlen englischen Kanalinsel und der Zeit der 1940er Jahre. Norcott stellt gute Fragen und ermittelt realistisch, gemeinsam mit seinem Team. Hier gibt es keine wundersamen Vorahnungen oder Gedankenspiele, die den Menschen hinter die Stirn schauen. Norcott ermittelt auf die gute alte Art: Und das auch ohne moderne Hilfsmittel.

Ich war beeindruckt davon, wie gut dieses Buch recherchiert ist. Man spürt die Arbeit, die dahintersteckt. Und wie es zu dieser Zeit nun einmal war: Der Krieg spielt eine wichtige Rolle. Und hier komme ich zu dem negativen Punkt an dem Roman – aus meiner Sicht.

Denn für mich braucht es in einem Krimi Spannung und die Verfolgung des roten Faden. Als Leser bekommt man hier einen Schwenk in die Geschichte Englands. Die Deutschen stehen vor dem Einmarsch. Es gibt Spione und Übeltäter. Bomben und Waffen. Politische Gespräche. Das war nicht so meins.

Ich habe während der Mitte des Romans die Verfolgung der Mordaufklärung vermisst. Oder mehr Action. Ein zweiter Mord relativ früh, hätte die Sache aufgelockert. Dennoch denke ich, dass es eine Leserschaft gibt, die diesen Roman genau wegen diesen Teilen feiern werden.

Zum Glück habe ich aber weitergelesen, denn zum Ende hin nimmt der Roman wieder an Fahrt auf und die Auflösung war plausibel und einleuchtend. Eine sehr stimmige Geschichte.

Die Personen sind ebenfalls realistisch und sehr menschlich dargestellt. Norcott und Vicky sind ein süßes Paar und ich würde so gern noch mehr von ihnen lesen!

Zu guter Letzt: Dieser Roman ist in Selbstregie entstanden. Kein großer, renommierter Verlag steckt dahinter. Chapeau! Nicht nur die Covergestaltung ist sehr professionell und kann sich sehen lassen – auch das Lektorat ist sehr gut! Mir ist kein Rechtschreib- oder Logikfehler aufgefallen. Eine bemerkenswerte Leistung!

Fazit:

Ein mächtiger Roman über die Zeiten des zweiten Weltkrieges aus Sicht der kleinen Kanalinsel Guernsey. Sehr gut recherchiert mit spürbarem Hintergrundwissen, hat Jürgen Albers einen lesenswerten historischen Krimi geschaffen.

Man taucht ab in das nüchterne und teils düstere Leben der Menschen, die mit der Angst vor den Kriegsgegnern lebten. Ein starker Anfang leitet die Geschichte gut ein, doch der Mittelteil ist teilweise leider etwas langatmig. Dafür wird man mit der Auflösung des Romans belohnt. Rasant und spannend – wer gefallen an historischen Krimis hat, sollte sich diesen nicht entgehen lassen.

5 Kommentare

  • -Leselust Bücherblog- 14. Juli 2017 at 22:17

    Sehr schön geschriebene Rezension, liebe Juliane. Du hast deine Meinung sehr ausführlich und differenziert dargestellt. Gefällt mir echt gut.
    Ich bin schon so gespannt auf den Krimi und deine Worte haben mich noch neugieriger gemacht. 🙂
    Liebe Grüße, Julia

    Reply
    • Juliane 16. Juli 2017 at 15:09

      Liebe Julia,

      vielen Dank! ?

      Ich freu mich, dass dich meine Rezension neugierig gemacht hat und bin gespannt was du zu dem Roman sagst.

      Liebe Grüße
      Juliane

      Reply
  • fabelhafteweltderbuecher 16. Juli 2017 at 16:41

    Hallo Juliane,

    ach das hört sich alles doch ganz verlockend an. Ich finde ja immer, wenn ich solch negativ Punkte in einem Roman schon vorab weiß, dann kann ich damit besser umgehen bzw. mich mehr darauf einlassen, als wenn ich das selbst herausfinde.

    Von dem her danke für deine Rezension und wenn ich nächsten Monat wieder Geld habe, wird das Schätzchen garantiert bei mir einziehen.

    Liebste Grüße,

    Antonie/ Lesewahn

    Reply
    • Juliane 16. Juli 2017 at 16:55

      Hej Antonie!

      Empfinde ich genauso 🙂

      Und dieser Negativpunkt kann für andere ja auch positiv sein. Das ist wirklich Geschmacksache.

      Schön, dass das Buch bei dir einziehen darf, freut mich!

      Liebste Grüße
      Juliane

      Reply
  • laberladen 6. September 2017 at 15:01

    Mir hat gerade die Kombination mit “lebendig gewordenem Geschichtsunterricht” sehr gut gefallen, aber ich kann schon auch verstehen, wenn man lieber Krimis mag, deren Schwerpunkt deutlicher auf der Krimihandlung liegt. Dass das Buch lesenswert war, darüber sind wir uns auf jeden Fall einig.
    Übrigens habe ich Deine schöne Rezension bei meiner verlinkt.

    LG Gabi

    Reply

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