[Rezension] Einer wird sterben von Wiebke Lorenz

Veröffentlicht: 28. Februar 2019 von Juliane

Einer wird sterben
Wiebke Lorenz
Psychothriller
Fischer Scherz
Februar 2019
Taschenbuch
352
… den Verlag!

Ein dunkler Mercedes parkt gegenüber von Stellas Haus. Zwei Personen sitzen darin. Schon seit Stunden. Sie rühren sich nicht. Lassen keine Rückschlüsse darauf ziehen, warum sie dort stehen. Worauf sie warten oder was sie vorhaben. Stella wird panisch. Sie ist sicher, dass sie wegen ihr dort sind. Wegen dem, was sie und ihr Mann vor genau sechs Jahren getan haben. Dem Tag als jemand starb und sie die Schuld trugen. Sie hat Angst und kann mit niemanden sprechen. Ihr Mann: weit weg. Sonst weiß niemand die Wahrheit. Oder etwa doch?

Meine Meinung:

Der Klappentext von “Einer wird sterben” machte mich richtig neugierig, denn es klingt nach unterschwelliger Bedrohung. Nach einem Geheimnis. Nach Spannung und Nervenkitzel. Zudem kannte ich die Autorin bereits. Leider nicht von ihren Thrillern, aber von ihren Liebesromanen, die sie gemeinsam mit ihrer Schwester unter dem Pseudonym Anne Hertz schrieb. Und die gefielen mir so gut!

Nun begann ich neugierig diesen Thriller zu lesen und beendet ihn tatsächlich keine 24 Stunden später. Das lag an dem angenehmen, flüssigen Schreibstil, aber auch an dem Warten auf Action. Denn so ging es mir die meiste Zeit: Ich wartete darauf, dass es endlich losging. Dass diese angedeutete Bedrohung Wahrheit wird. Dass Stella etwas passiert. Hätte ich doch zu Beginn gewusst, dass es so lang auf sich warten lässt…

Bei einem Psychothriller erwarte ich gefesselt zu sein, selbst eine Gänsehaut zu bekommen – und im Idealfall selbst die Angst der Hauptperson zu spüren. Hier erging es mir leider nicht so. Die Situation mit dem Paar in dem Autor ging mir zu lang und auch die anderen “Geschehnisse” waren mir zu simpel und “un-bedrohlich”. Viel mehr stand für mich im Vordergrund, was in dieser seltsamen Nachbarschaft vor sich ging.

Ich empfand das Buch als Studie über eine Nachbarschaft. Über Intrigen und Machtverhältnisse. Über Geld und Schuld. Wie gehen Menschen mit einander um, was machen Vorurteile mit einem. Stella ist mitten in diesem Netz, bekommt immer nur Häppchen mit. Gern hätte ich sogar noch mehr Details über die Nachbarn gehabt. Mehr über ihre Geheimnisse und Verbindungen.

Stellas Angst wurde oft beschrieben. Ihre Hilflosigkeit und Ohnmacht. So richtig konnte ich es nicht nachvollziehen. Viel mehr fragte ich mich, warum sie nicht wirklich einfach das Haus verließ? Sie hatte Geld und war mobil. Wieso nicht wirklich last minute in den Süden fliegen? Sie igelte sich ein und ihre Gedanken waren gefangen in demselben Schema. Jetzt – nachdem ich das Ende kenne – hätte ich definitiv gern mehr Anspielungen auf den Ausgang gehabt.

Mir fehlte das Rätselraten und das Mitfiebern. So las ich begierig und hoffte auf Ereignisse, doch ich hatte nie jemanden im Verdacht. Auch die Menschen im Auto hätten gern aktiver sein können. Das letzte Drittel holte einiges auf. Ich mochte die Auflösung des großen Geheimnisses der Nachbarn sehr. Regte gut zum Nachdenken an und klärte einiges auf. Und der große Showdown war auch richtig gut! Hier zeigte die Autorin definitiv ihr Können! Es war überraschend und heftig!

Man darf also nicht zu viel Thrill erwarten, wenn man dieses Buch liest. Wenn man sich einfach auf eine interessante Geschichte einlässt, die so manche menschliche Abgründe aufdeckt, wird man hier belohnt. Doch erwartet man Nervenkitzel und schlaflose Nächte, wird man leider enttäuscht…


Fazit:

Ein Psychothriller, der sein volles Potential leider erst im letzten Drittel offenbarte. Vorher erinnert es mich an einen “Nachbarschaftsroman”, über die Intrigen und Streits von Bewohnern einer vermeintlich idyllischen Straße in einem beschaulichen Vorort. Schreibstil und Auflösung gefielen mir sehr gut! Ich hätte mir aber gewünscht, dass schon früher der “Thrill” gekommen wäre und es mich von Seite 1 an gefesselt hätte.


Vielen Dank…

… an den Fischer Scherz Verlag für mein Exemplar!

Übrigens kam das Buch über die Agentur Pure Online – mit diesem Bild von mir! Ich war ganz schön überrascht…! Über die Signatur habe ich mich auch total gefreut!


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6 Kommentare

  • Yvonne 28. Februar 2019 at 16:39

    Danke für die Rezension!
    Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen und jetzt echt viel besser meine Erwartungen anpassen 🙂
    Liebe Grüß,
    Yvonne

    Reply
    • Juliane 1. März 2019 at 5:35

      Liebe Yvonne,

      ja, ich denke wenn man mit den richtigen Erwartungen rangeht, gefällt einem das Buch gut! Ich hab leider ständig auf den extremen, schlafraubenden Thrill gewartet ?

      Liebe Grüße
      Juliane

      Reply
  • Martinas Buchwelten 28. Februar 2019 at 17:39

    Ich habe die beiden ersten Thriller von Wiebke Lorenz geliebt! Sie sind total spannend, deswegen ist auch dieses Buch sofort auf meine Wunschliste gehüpft und es sollte demnächst bei mir ankommen. Ich bin neugierig, ob ich es genauso empfinden werde, denn gerade bei Thriller bin ich sehr heikel geworden.
    Ich werde mich melden 😉
    Liebe Grüße
    Martina

    Reply
    • Juliane 1. März 2019 at 5:36

      Liebe Martina,

      oh, das würde mich aber auch interessieren!

      Ich will auf jeden Fall auch mehr von Wiebke Lorenz lesen, gerade ihre Thriller.

      Liebe Grüße und schönes Wochenende
      Juliane

      Reply
  • Tintenhain 1. März 2019 at 12:40

    Ich kenne Wiebke Lorenz auch nur von ihren Liebesromanen als Anne Hertz und als Charlotte Lucas. An ihre Thriller habe ich mich noch nicht herangewagt. Sieht aber gerade so aus, als müsse ich das auch weiterhin nicht unbedingt.
    Danke für die Rezension.

    Liebe Grüße,
    Mona

    Reply
    • Juliane 2. März 2019 at 8:05

      Also angeblich sind ihre anderen Thriller richtig gut – ich kann das leider (noch) nicht beurteilen .. 🙂

      Liebe Grüße
      Juliane

      Reply

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