[Rezension] Paper Princess

Veröffentlicht: 4. April 2017 von Juliane

Paper Princess Book Cover
Paper Princess
Royals #1
Erin Watt
Young / New Adult
Piper
April 2016
Taschenbuch
384

Seit ihre Mutter gestorben ist, muss sich die 17-jährige Ella allein durchs Leben schlagen. Sie ist ambitioniert, lernt viel und will umbedingt ihre Highschool gut beenden um dann aufs College zu gehen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich mit Strippen in einer Bar.

Dann steht plötzlich der Multimillionär Callum Royal vor ihr, der ihr verkündet, dass Ellas Vater (den sie bis dahin gar nicht kannte) verstorben sei und er nun ihr Vormund ist.

Er nimmt sie mit in seine Villa und lädt sie ein, Teil seiner Familie zu werden. Und Ella ist mehr als überrascht als sie den Rest der Familie kennenlernt: Fünf Jungs, einer heißer als der andere. Und sie lassen Ella deutlich ihre Abneigung spüren. Kann Ella dieses Leben leben oder geht sie zurück in ihr Stripper Dasein?

 

Meine Meinung:

Diesen Roman konnte ich in Vorhinein einfach nicht einschätzen. Es gibt so viele verschiedene Meinungen zu dem Roman, dass ich ihn einfach lesen musste. Leider habe ich schon nach den ersten Seiten gemerkt, dass ich dieses Buch einfach nicht ernst nehmen kann. Denn wenn man es ernst nimmt – herrje, da läuft so viel falsch.

Der Beginn der Reihe “Royals” verspricht Romantik und Versuchung. Eine moderne Aschenputtel Geschichte. Allerdings hat das Autoren-Gespann (Elle Kennedy & Jen Frederick) es mächtig übertrieben. Ein Klischee folgt dem anderen und die Klischees werden ins Extreme getrieben. Wir sehen in einer Millisekunde Ella hartes Leben: Sie strippt. WHAT? Kellnern, ja. Putzen, ja. Strippen? Seit sie 15 ist? Ja, wie soll man auch sonst Geld verdienen. Aber gut, es geht ja um die Sehnsucht.

Die Sehnsucht hat mich leider nicht gepackt. Außer dass ich weiß, dass die Royals Männer allesamt das heißeste (ach, diese goldbraune Haut! – wird so ein, zwei Mal erwähnt…) auf der Welt sind, ist da recht wenig. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso Ella sich sofort auf Reed fixiert. Und dann auf Easton. Oder Reed? Naja, nehmen wir Easton und später Reed. Kein Gefühl kommt rüber, nicht einmal die sexuelle Anziehung zwischen ihnen. Vielleicht war ich auch ablenkt von Callum, der ständig in Anwesenheit der Kinder mit einer Freundin Brooke loslegt.

Mich hat sehr gestört, dass es keine Story gab. Normalerweise achte ich nicht unbedingt darauf, dass ein Roman eine gut durchdachte und strukturierte Story haben muss – aber hier ist es auffällig, dass einfach nichts passiert. Manche Problematik (ich sag nur Ehefrau Steve) werden angedeutet, aber einfach nicht richtig ausgeführt. WHY? Hier geht es unentwegt um Sex und das Anschmachten von heißen Typen.

Der Konflikt zwischen den Brüdern und Ella – der Hass – legt sich schnell. Es ist alles sehr unrealistisch. Ohne dass sie sich tatsächlich besser kennenlernen, akzeptieren sie sie plötzlich. Schützen Ella und behüten sie. Ella muckt auf, aber lässt sich dann einfangen um ihnen völlig ausgeliefert zu sein. Meiner Meinung nach ist die ach-so-mutige und starke Ella sehr scheu und ängstlich. Sie tritt nicht für das ein, für was sie steht. Der rote Faden geht komplett verloren.

Charaktere. Über die Charaktere von Paper Princess könnte ich einen eigenen Kurzroman verfassen. Keiner der mitwirkenden Personen ist irgendwie individuell. Ein Einheitsbrei von Klischees. Sie sehen alle wahnsinnig gut aus, allesamt perfekt. Ich konnte sie kaum unterscheiden. Ihnen fehlte es an Charakter, an einem eigenen Kopf. Ella hat sich nach sehr kurzer Zeit ihren “Brüdern” untergeordnet und ihren Kopf abgeschaltet. Die fünf Brüder sind alle gleich. Alle haben einen Knacks, alle haben ständig etwas mit Frauen. Ich habe den Überblick verloren.. Callum und Brooke… ich fange gar nicht damit an. Dafür dass Callum zu Beginn so autoritär war, ließ dann schlagartig nach und er war verschwunden.

Nun muss ich einen ernsten Ton anschlagen: Wie kann man als Autor nur Themen wie Drogenmissbrauch, Vergewaltigung und die Unterdrückung von Frauen so leichtfertig behandeln? Gewalt ist hier an der Tagesordnung. Ella schlägt Reed ins Gesicht. Es wird geprügelt, gekämpft und sich verletzt. In einer Situation wird Ella unter Drogen gesetzt und fast vergewaltigt – und die Konsequenz: Ein Streich als Rache. Ein Streich?! Hallo? Hier muss die Polizei gerufen werden, hier muss man zeigen, wie es funktioniert. Und auch dass Ella es nicht weiter in ihren Gedanken thematisiert.. sondern einfach weiter macht.. schlimm. Sowieso ist Ella eine wundersame Person. Sie ist extrem schnell psychisch abhängig von ihren “Brüdern” und das basiert hoffentlich nicht nur auf körperliche Anziehungskraft.

Das Ende – ich verrate hier keine Details – toppt noch einmal alles. Positiv zu benennen ist, dass es überraschend ist – mit dieser Wendung hätte ich nicht gerechnet. Geschockt hat es mich nicht, ich musste tatsächlich lachen, wobei eher durch Unglauben und diesem “Nicht das auch!” Gedanke. Ein bisschen erzwungen war dieser Cliffhanger / Schockmoment. Ein bisschen Lust, das zweite Buch zu lesen (bzw. die Erklärung zu erfahren) macht es schon.

Übrigens empfand ich “Paper Princess” als New Adult Roman, deren Hauptpersonen einfach zu jung waren. Für einen Young Adult Roman war die Thematik eindeutig daneben. Immerhin ließ sich das Buch sehr fluffig, locker leicht lesen – was einiges wieder wett macht. Es ist keine große Erzählkunst, aber doch angenehm.

Ein Highlight ist definitiv das Cover. Auf den ersten Block romantisch mit Glitzer und Gold. Auf dem zweiten Blick erkennt man Hinterteile – und hat man die einmal gesehen, sieht man nichts anderes mehr.
Sorry, liebe Grafiker, aber das geht gar nicht. Teil zwei (Paper Prince) und drei (Paper Palace) finde ich wiederum sehr gelungen.


Fazit:

Man stelle sich einen erotischen Traum einer 15-jährigen vor, deren Schwarm eine fünfköpfige Boyband ist. “Paper Princess” ist das Ergebnis. Hier steht Sex im Vordergrund, wobei auch Gewalt, Drogen und Verführung/Vergewaltigung ihren Platz finden. Einzig positiv waren der leichte Erzählstil und das Amüsieren über die unglaublichen Ereignisse. Definitiv große Unterhaltung!


Weitere Meinungen zu “Paper Princess”:


 

12 Kommentare

  • kleinbrina 4. April 2017 at 16:09

    Hm, also ich finde schon, dass Ella zum Großteil für sich einsteht. Sie gibt nicht wie die anderen das Geld scharenweise aus, sondern spart es für die Zukunft und lässt sich dazu nicht von Callum bedienen. Stattdessen sucht sie sich einen Job, obwohl jeder Royal dagegen ist, allerdings bleibt sie da standhaft und zieht ihr Ding durch. Aber ja, manchmal ist sie von Reed zu abhängig, aber dennoch finde ich schon, dass sie – zumindest manchmal – sehr wohl für sich einsteht. Schau dir da mal Band 2 an, da sieht man ihre Entwicklung besser. 🙂

    Wegen den Drogen: Ich kann verstehen, wieso man die Geschichte genau so gestaltet hat: Es wird hierbei ein harter Machtkampf und Intrigen zweier Familien signalisiert, denn man weiß bereits, dass dies nichts bringt, weil er ja der Sohn vom Richter ist. Hierbei wird gut von den Autorinnen signalisiert, dass das Leben manchmal ungerecht ist und man von der Justiz und der Polizei im Stich gelassen wird und Menschen nur dank ihres Namens und des Geldes ungeschoren davon kommen. Auch bei dem Thema: Unbedingt Band 2 lesen, da klärt sich vieles auf.

    Ansonsten kann ich aber manche Kritikpunkte durchaus verstehen.

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  • ninchen87 4. April 2017 at 17:04

    Huhu,

    Okaaay…ja, ich hatte über Twitter schon verfolgt, dass das Buch vielleicht nicht so der Renner ist…jedenfalls was die Ausschnitte anging die gepostet wurden konnte ich es mir dann denken. Ich werde es mir nicht holen obwohl ich ja auch manchmal gern so einen Quatsch lese, aber ich glaube, dass ist dann doch zu viel für mich

    Grüße
    Denise von Leseratten lesen

    Reply
  • Juliane 4. April 2017 at 17:24

    Tatsächlich hab ich schon von mehreren Seiten gehört, dass Band 2 mehr Story hat und vieles von Band 1 aufklärt. Ich werde Band 2 aber vermutlich nicht lesen – nur die Rezensionen dazu 🙂

    Vielleicht hast du Recht mit den Drogen & Co., dass die Autorinnen zeigen wollen wie ungerecht das Leben sein kann. Andererseits hätte das deutlicher gemacht werden müssen. Ich schätze die Zielgruppe sind junge Mädchen. Verstehen die den Sinn zwischen den Zeilen?

    Ich glaube wenn einem das Buch gefällt, sieht man etwas leichter darüber hinweg. Da es generell aber nicht meins war, seh ich solche Punkte bestimmt nochmal kritischer.

    Danke für deinen Kommentar 🙂

    Reply
  • Juliane 4. April 2017 at 17:25

    Hej Denise!

    Haha, ja die Ausschnitte und Bilder auf Twitter waren wirklich die Highlights des Romans! 🙂

    Ich werde die Reihe auch nicht weiter verfolgen und mich auf andere Bücher konzentrieren.

    Liebe Grüße
    Juliane

    Reply
  • Leseträume 4. April 2017 at 18:19

    Das mit den Hinterteilen ist wirklich gut, vorher habe ich nur eine Krone gesehen *grins* Lesen wollte ich das Buch sowieso nicht, bin sowieso erst vor kurzen drauf aufmerksam geworden. Aber es ist schon schade, worüber viele doch bereit sind hinwegzusehen …

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  • kitsune_miyagi 4. April 2017 at 19:38

    Tolle Rezension die noch einmal ausführlicher ist, als meine. Vor lauter in Rage schreiben, hab ich wieder einmal die Hälfte vergessen. XD

    Reply
    • Juliane 4. April 2017 at 19:49

      Ich hab aber auch das Gefühl, die Hälfte vergessen zu haben 🙂 Man kann einfach stundenlang über Paper Princess meckern 😀

      Reply
  • Juliane 4. April 2017 at 19:48

    Aber ich wette jetzt siehst du auch nur noch Hinterteile? 😉 Ja, ich finde man kann schon über gewissen Dinge hinweg sehen, wenn das Buch gut ist – aber bei diesen Themen bin ich auch recht strikt (Gewalt, Vergewaltigung,..).

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  • Nela | Livricieux 4. April 2017 at 19:54

    Huhu!
    Ach herrje! Jetzt seh ich wirklich nur noch Hinterteile auf dem Cover! Nein! 😀
    Ich habe auch schon sehr unterschiedliche Rezensionen zu diesem Buch gelesen, einige loben es ja über den grünen Klee und bei anderen kommt es noch schlechter weg als bei dir jetzt. Irgendwie habe ich fast das Gefühl, dass dies auch Marketingtaktik ist, zu polarisieren, denn so weckt es wahrscheinlich nicht nur meine Neugierde wesentlich mehr und ich bin versucht mir ein eigenes Bild davon zu machen…
    Naja, ich schlafe nochmals ein paar Nächte darüber 🙂
    Herzlich, Nela

    Reply
  • Juliane 4. April 2017 at 20:30

    Hej Nela!

    Mir ging es ja genauso, deshalb wollte ich es unbedingt lesen. Man merkt aber wirklich schon auf den ersten Seiten, ob man es mag oder nicht. Sonst les doch in einer Buchhandlung einfach mal rein 🙂

    Haha, ja, die lieben Hinterteile 😀

    Liebe Grüße
    Juliane

    Reply
  • laberladen 5. April 2017 at 18:37

    Du hast nochmal Dinge angesprochen, über die ich selbst zwar auch gestolpert bin, aber die ich dann wieder aus den Augen verloren hatte, wie z. B. dieser merkwürdig unausgegorene Handlungsstrang um Steves Witwe. Es gibt so viele Dinge, die an diesem Buch nicht passen, dass man darüber selbst ein Buch schreiben könnte, wenn man alles abdecken wollte.
    Hinter Deinen Appell, dass die Verbrechen angezeigt werden müssen und nicht durch einen Streich “gerächt”, stelle ich mich absolut! Selbst wenn der Haupt-Täter der Sohn eines Richters ist, darf man nicht klein beigeben, ohne zu versuchen, die Täter vor Gericht zu bringen. Dieses Verhalten darf den jugendlichen Lesern nicht als richtiger Weg nahegebracht werden. Vor eingebildeter oder tatsächlicher Macht zu ducken und zu Selbstjustiz zu greifen, das ist nie der richtige Weg!

    LG Gabi

    Reply
  • Juliane 5. April 2017 at 19:26

    Danke Gabi! Du hast so Recht, man könnte eine komplette Abhandlung über Schwächen des Romans schreiben 🙂
    Die Autoren haben eigentlich jede Chance vergeben, Jugendlichen den richtigen Weg aufzuzeigen und immer die schlechteste Variante gewählt. Deshalb dachte ich zunächst auch tatsächlich, dass die Autoren Teenies sind..

    Liebe Grüße
    Juliane

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