[Rezension] Perfect Girl

Veröffentlicht: 15. Februar 2017 von Juliane

Perfect Girl Book Cover
Perfect Girl
Gilly Macmillan
Thriller
Knaur
Februar 2017
Taschenbuch
464
The Perfect Girl
Vorablesen & Knaur

Zoe dachte sie hätte es hinter sich als sie nach dieser schweren Zeit endlich wieder am Klavier sitzt. Ihre Finger schweben über die Tasten, die Klänge hallen in der Kirche. Sie fühlt sich wie damals, vor dem Vorfall.

Dann ertönt Gebrüll. Mitten zwischen den Bänken steht ein Mann und schreit in Zoes Richtung. Nein. Das darf nicht sein. Der Mann kommt ihr bekannt vor, und auch in den Augen ihrer Mutter sieht sie ein Erkennen. Die Vergangenheit holt sie ein.

Keine zwölf Stunden später ist ihre Mutter tot.
Ermordet in ihrem eigenen Zuhause. Umgeben von ihrer neuen Familie.

 

Meine Meinung:

Dieses Buch kann ich voll und ganz empfehlen! Lest dieses Buch!

Ich bin begeistert! Der Klappentext macht neugierig, spiegelt aber nicht hundert Prozent die Geschichte wieder. Denn sie ist mehr. Viel mehr. Es geht um Zoes Vergangenheit, ja. Aber auch um die vielen anderen Figuren. Zoes ist ein wichtiger Teil, der Auslöser sozusagen. Auch ihre Tante, ihr Onkel und ihr Anwalt spielen wichtige Rollen und erzählen die Geschichte auch aus ihren Blickwinkeln.

Dieser Wechsel von Perspektiven hat gut geklappt. Man bekommt ein rundes Bild, versteht Handlungen und Hintergründe. Schade, dass man nicht noch in andere Köpfe Einblicke bekommen hat. Zoes Vater zum Beispiel. Der eigentlich gar nicht mehr Teil von Zoes Leben ist und sehr distanziert und überfordert reagiert, dass seine Tochter nun keine Mutter mehr hat.

Die Handlung, und hier nehme ich Rückblenden aus, geschieht an zwei Tagen. Keine 48 Stunden werden hier auf über 400 Seiten erzählt. Und es wird nicht langweilig, die Spannung bleibt erhalten. Häppchenweise bekommt man als Leser neue Informationen, neue Enthüllungen – die haben mich verrückt gemacht. Es ist erstaunlich wie die Autorin es schafft, Geheimnisse aufrecht zu erhalten, ohne das man merkt, dass etwas im Busch ist. Doch sobald man die neuen Einzelheiten kennt, ergeben sie Sinn und ich dachte mehr als einmal “WAS? Nein! Das erklärt es!”.

Zoes Vergangenheit ist nicht das typische Teenie-Abenteuer, aber es war toll zu lesen, wie ihre Mutter und sie damit umgegangen sind und wie tragisch realistisch es vielleicht auch war. Generell finde ich die einzelnen Geschichten der Charaktere sehr realistisch. Richard ist mir seltsamerweise sehr ans Herz gewachsen, obwohl er Tessa mit seiner Alkoholabhängigkeit das Leben so schwer gemacht hat. Vielleicht gerade die Menschlichkeit, das nicht alles schwarz oder weiß ist. Seine Sicht und Reaktion auf den Mord und die Untersuchungen war toll! Und er hat zum Schluss das bekommen was er verdient hat.

Über den Schreibstil kann ich nicht viel sagen. Es war angenehm und flüssig zu lesen, die Geschichte hat mich so gefesselt, dass ich gar nicht auf den Schreibstil geachtet habe. Werte ich als gutes Zeichen 🙂

Negative Punkte kann ich keine nennen. Wenn ich gezwungen werden würde, dann ist es Sams Geschichte, die mich etwas verwundert hat. Seine Rolle generell stelle ich etwas in Frage. Ist er nur der Anspielpartner für Tessa? Wieso bekommt er dann dieses schwere Schicksal? Ich hab das Gefühl, seine Wichtigkeit nicht erkannt zu haben, was mich zum Nachdenken und spekulieren anregt.

Ohne zu sehr auf Details des Endes einzugehen, muss ich zu der Auflösung der Geschichte ein Wort verlieren: Yeah! Gefällt mir sehr gut! Nicht das übliche Ende – genau das macht es umso besser. Ich finde es gut, dass hier einmal Gerechtigkeit vor Richtigkeit gesiegt hat.

Als klassischen Thriller würde ich das Buch nicht bezeichnen. Es geht in die Richtung, aber mir dieser “Grusel-Faktor” dafür gefehlt. Mein Puls ist ruhig geblieben, ich hatte kein beklemmendes Gefühl, welches ich bei anderen Thrillern schon gern mal habe. Für mich gehört es in die Kategorie Krimi, denn man fiebert mit, überlegt und hofft – und man weiß am Schluss was wirklich geschehen ist.

Der Originaltitel wurde fast komplett übernommen, was ich sehr gut finde! Hier geht es viel um Schein und Sein, “Perfect Girl” trifft es da sehr gut. Auch das deutsche Cover gefällt mir sehr. Es ist die Einstiegsszene: Zoe am Klavier, perfekt zurecht gemacht, harmlos, zart. Nur sie und das Klavier.

       

Allerdings muss ich sagen, dass das Originalcover auch sehr gelungen ist – hier wird dieses Kleinstadt-Leben gezeigt (die Häuser), die letztendlich Zoe und ihrer Familie das Leben schwer machen. Auch der Schmetterling spielt eine (eher kleine) Rolle in der Geschichte, passt aber auch gut auf das Cover.

         

Wenn ihr mehr von der Autorin haben wollt, es gibt einen weiteren Roman von ihr: “Toter Himmel”, in dem der Sohn einer Frau spurlos verschwindet. Gar nicht mein Thema… mal sehen, ob ich es lesen werde. Vielleicht informiere ich mich erst über den Ausgang des Buches [ich brauche wenn es um Kinder geht ein Happy End!] 🙂


Fazit:

Empfehlenswert! Eine intensive Geschichte über das vermeintlich perfekte Leben einer kleinen Patchworkfamilie. Innerhalb von 48 Stunden erfährt man Abgründe und Schattenseiten, entdeckt Geheimnisse und wird gefesselt von tollen Charakteren. Bis zur letzten Seite habe ich nicht geahnt, wie es ausgeht.


Vielen Dank an Vorablesen und den Knaur Verlag für dieses tolle Buch und meine persönliche Ausgabe!

             
 

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