[Rezension] Stille

Veröffentlicht: 22. September 2017 von Juliane

Stille Book Cover
Stille
Erling Kagge
Insel Verlag
September 2017
Hardcover
144
Vorablesen
Stillhet I Støyens Tid

Erling Kagge ist auf der Suche nach der Stille. Der Stille innerhalb des Chaos der Welt. Er war unterwegs am Nordpol, Südpol und hat den Mount Everest bestiegen. Lebt allerdings in einer lebendigen Stadt in Norwegen.

Kann man auch die Stille in der Großstadt finden? Wie findet man sie? Stille findet man überall. In sich selbst? Durch andere? In dieser Erzählung zeigt Erling Kagge 33 Möglichkeiten die Stille - die eigene Stille - zu finden.

 

Meine Meinung:

In Zeiten der engen Taktung, des Internets, der Workaholics und der niemals schlafenden Entwicklung ist die Stille Mangelware. Ständig wird man mit Eindrücken konfrontiert. Ob es Geräusche sind oder Bilder. Das Smartphone blinkt auf, der TV läuft, das Buch vor der Nase.

Das ist der „Stress der Welt“.

Manchmal löst diese Masse an Eindrücken eine Überforderung in mir aus. Stress bildet sich. Abschalten fast unmöglich, da das Gehirn auf Hochtouren arbeitet und ständig stimuliert wird.

Ich suche einen Weg, diese Eindrücke zu kontrollieren und wieder ein inneres Gleichgewicht zu finden. Genau bei diesem Gedankengang bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. „Stille“ von Erling Kagge. Ich war mir zunächst nicht sicher, was genau er mit der Stille meint. Er ist viel unterwegs, war am Südpol, Nordpol und auf dem Mount Everest. Kann ich überhaupt Parallelen zu diesem Mann finden?

Doch schon die ersten Seiten zeigten das Potential und die Stärke dieses Buches. Erling Kagge schreibt nicht nur von der Stille, er schafft sie mit seinen Worten. Mit Satzbau, Wortwahl und Kunstpausen hat er es geschafft, meine innere Lesestimme ruhig zu halten und mich somit im Gesamten zu beruhigen.

Auch die Aufmachung des Buches unterstützt das Finden der Stille. Die Seiten sind nicht bis zum Rand bedruckt, das Cover quillt nicht über. Es ist schlicht gehalten und drückt den Geist der Erzählung gut aus. Auf einigen Seiten befanden sich Bilder. Es waren Fotos von der NASA, dem Weltraum und den Weiten im Schnee. (Leider nur ein Foto von Erling Kagge selbst.) Ohne viel Erklärung standen sie dort und man kam nicht an ihnen vorbei. Ich war inspiriert von den Worten von Erling Kagge und hielt inne, betrachtete die Fotos und stellte mir die Stille vor, die dort herrschte.

Der Erzählstil von Erling Kagge ist sehr philosophisch. Klare Worte sind nicht seins. Er sinniert über die Stille. Darauf muss man sich einlassen können und für mich ist es auch nicht jeden Tag etwas. Doch wenn ich in der richtigen Stimmung bin, kann ich sehr gut meine Gedanken in diesen philosophischen Fluss fließen lassen.

Wer einen Ratgeber sucht ist hier falsch. Denn der Autor gibt keine Anleitung dafür, wie man seine eigene Stille findet. Der Autor zeigt Situationen auf, in denen er eine Art von Stille empfunden hat und gibt so Denkanstöße für einen selbst. Für mich gab es immer wieder Momente, die mich zum Nachdenken angeregt haben und mich in einen Zustand versetzt haben, die der Stille nah kommen.

Übrigens würde ich den Begriff „Stille“ mit anderen Synonymen gleichsetzen. Ob man es Achtsamkeit, Meditation oder Ruhe nennt. Bewusst das Chaos im Kopf abschalten zu können ist eine Kunst. Im lauten Leben die Momente der Stille finden und erkennen. Wo kann Stille stattfinden? Das zeigt Erling Kagge. Mein Tipp dafür ist besonders Kapitel 33.


Fazit:

Die Stille zu finden ist eine Kunst, die kaum jemand beherrscht. Erling Kagge gibt in seiner Erzählung einen wunderbaren Eindruck, wie man die Stille für sich finden kann und was die Herausforderungen dabei sind. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, gerade der philosophische Ansatz und die Beispiele aus seinem Leben. Das Konzept – Aufmachung und Schreibstil – habe ich als beruhigend und inspirierend empfunden. Aber Achtung: Man muss sich darauf einlassen können und darf keine Anleitung erwarten. Denn den Weg zur eigenen Stille – den findet man nur selbst.

Vielen Dank an Vorablesen und den Insel Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

4 Kommentare

  • estel90 22. September 2017 at 16:48

    Liebe Juliane,

    ich hatte leider nicht das Glück, bei Vorablesen gezogen zu werden, aber das Buch steht definitiv auf der “bald kaufen”-Liste. Deine Rezension – übrigens, tolle Bilder! – hat es nun noch ein wenig weiter nach oben geschubst.

    Vielen Dank für Deine Leseeindrücke und ich bin gespannt auf das Buch!

    Viele Grüße
    Sarah

    Reply
    • Juliane 27. September 2017 at 15:23

      Liebe Sarah,

      danke!

      Schön zu hören 🙂 Ich denke, das Buch ist wirklich lesenswert. Viel Spaß damit!

      Liebe Grüße
      Juliane

      Reply
  • Buchstabenträumerin 22. September 2017 at 19:02

    Hey Juliane,
    das Buch hat direkt meine Aufmerksamkeit erregt. Mit gefällt der Gedanke, Bilder und Momente zu zeigen, in denen jemand – in dem Fall der Autor – Stille gefunden hat. Das kann wirklich sehr inspirierend sein und man kann sie im Idealfall nachempfinden 🙂
    Liebe Grüße,
    Anna

    Reply
    • Juliane 27. September 2017 at 15:24

      Liebe Anna,

      das stimmt. Ich denke auch, es geht hier hauptsächlich darum, selbst inspiriert zu werden und die Stille zu suchen ?

      Der Autor erwähnt übrigens, dass er es selbst nie geschafft hat, die “richtige Stille” zu finden.

      Liebe Grüße
      Juliane

      Reply

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