Southern Gothic von Grady Hendrix

Veröffentlicht: 26. Juni 2021 von Juliane

Southern Gothic
Grady Hendrix
Jakob Schmidt
Thriller
Heyne Verlag
Mai 2021
Taschenbuch
508
The Southern Book Club’s Guide to Slaying 

atricia Campbell ist unzufrieden. Ihr Mann ist ein Workaholic, ihre beiden süßen Kinder sind zu launischen Teenagern mutiert, und ihre pflegebedürftige Schwiegermutter braucht ständig Aufmerksamkeit. Ihr einziger Lichtblick ist der Buchclub, den sie mit ihren engsten Freundinnen gegründet hat: Hier kann sie ihre Leidenschaft für True Crime und Serienkiller voll und ganz ausleben. Eines Abends wird Patricia von ihrer dementen Nachbarin attackiert, und kurz darauf tritt deren Neffe, James Harris, in Patricias Leben. Der vielgereiste, belesene und unverschämt gutaussehende James weckt Gefühle in Patricia, die sie schon seit Jahren nicht mehr gespürt hat. Doch als im weniger wohlhabenden Viertel der Stadt immer mehr Kinder verschwinden, befürchtet Patricia, dass James mehr Ted Bundy als Brad Pitt ist. In Wahrheit ist James jedoch eine ganz andere Sorte Monster – und Patricia hat ihn schon längst in ihr Heim gelassen ..

Meine Meinung:

„Southern Gothic“ ist mir durch sein so cooles Cover ins Auge gesprungen. Ich finde diese ganze Komposition sehr gelungen. Die Person in der schicken Klamotte mit perfekten Nägeln hat einen blutigen Pflock in der Hand. Zudem hat mich auch der Titel neugierig gemacht, da ich großer Fan von der Buchreihe „True Blood“ bin, die auch zu dem Genre „Southern Gothic“ zählt. Als ich dann gelesen habe, dass ein Buchclub eine zentrale Rolle spielt, war ich spätestens voll dabei.

Also, wir haben hier Vampire in einer Kleinstadt im Süden von den USA. Der Autor erfüllt die Klischees ziemlich gut. Die „langweiligen“ Hausfrauen, die in einer Ehe leben, die gefühlt aus den 50ern entsprungen ist. Die Kleinstadt, in der getratscht und getuschelt wird. Und das Denken in Klassen – je nach Besitz (Vermögen) oder Hautfarbe / Aussehen. Schon zu Beginn erfährt man als Leser*in dass die Geschichte blutig enden wird – die richtige Stimmung wird also direkt gesetzt und man kann sich „auf was“ gefasst machen. 

Und die ersten Kapitel haben mich auch gut unterhalten. Wir lernen die Personen kennen, ebenso den neuen Nachbarn – den man als Leser*in DIREKT als den Vampir ausmacht (eigentlich schon beim Lesen des Klappentextes). Also ein Geheimnis ist es nicht. Zudem streut der Autor sehr deutliche Hinweise – eigentlich schade, ein bisschen mehr Rätselraten wär irgendwie schön gewesen. Dann gibt es auch schon recht früh einen ersten Zwischenfall, bei dem die Protagonistin zum Opfer wird. DAS war wirklich heftig und super eklig! Ich war begeistert! Genau das habe ich erwartet! 

Leider hielt sich meine Begeisterung nicht. Denn dieser Zwischenfall blieb für eine lange Zeit das einzige Highlight. Später, zum Ende hin, zog das Tempo bzgl. Action nochmal an, doch bis dahin war es für mich eine ziemliche Durststrecke. Ehrlich gesagt kann ich mit ein paar Tagen Abstand zum Buch gar nicht mehr genau sagen, was in den vielen Seiten genau passiert. Es tröpfelte vor sich hin und ich war leider während des Großteils des Buches gelangweilt.

Der Autor thematisiert Rassismus, Gewalt und die Klassengesellschaft. Für mich war es leider nicht kritisch genug. Die Ehemänner bestimmten über die Frauen und sie ließen es meist gewähren – wir sind in den 90ern und nicht in den 50ern. Das fand ich echt zu krass. Es gibt Vergewaltigungen, die mich seeehr gestört haben, die aber auch wieder nicht genug kritisiert wurden. Ich glaube sogar, dass man den Roman als rassistisch lesen kann. Ich finde, der Autor hat seine Verantwortung nicht gut übernommen und hat zu viel Negatives als „normal“ dargestellt. Erst gaaaanz am Ende hat er fast in Nebensätzen einige Themen „aufgeklärt“ – wie die altertümlichen Strukturen der Ehen.

Mich hat es sehr gestört, dass Patty dem Vampir auf der Spur war, sich dann aber so unterbuttern ließ. Egal, was zum Schluss noch alles passiert – während 80% des Romans hab ich die Krise bekommen, wie sie sich nicht durchsetzen konnte und es einfach nicht voran ging. Es war ja kein Geheimnis, wer hier der Bösewicht ist. Generell, fehlte wir einfach das Tempo in dem Roman und die Spannung. Gefühlt waren manche Erzählstränge unlogisch und die Geschichte wirkte holprig. Ich quälte mich an vielen Stellen weiter und war dann beim Showdown irgendwie auch nicht beeindruckt.


Fazit:

Leider hat „Southern Gothic“ meine hohen Erwartungen nicht erfüllt und ich langweilte mich während des Großteils des Romans. Die Themen Rassismus und die Unterdrückung der Frau waren für mich zu präsent und zu wenig kritisch. Hingegen der Vampir war viiiiel zu sehr im Hintergrund und die Figuren, einschließlich Vampir waren mir (Achtung, Wortwitz) zu blass.


Danke an…

… den Heyne Verlag für mein Rezensionsexemplar!

1 Kommentar

  • Miss PageTurner 23. August 2021 at 11:34

    Hallo Jane,
    Interessante Rezension. Den Punkt mit dem Hänger in der Mitte kann ich verstehen,auch wenn ich selbst nicht so empfand, das ganze Buch ist halt tatsächlich mehr Gesellschaftsroman als Horror, aber ich persönlich fand es trotzdem spannend.
    Auch in den Punkten Rassismus und Sexismus stimme ich nicht mit dir überein, denn ich finde schon, dass der Autor immer wieder kritische Einschübe einbaut, bez. ist das Ganze im Ton fast schon parodisch und übertrieben war es leider auch nicht. Wenn man sich mit den Südstaaten befasst,wird schnell deutlich, dass sich dort Rassismus und Sexismus noch viel länger gehalten haben und immer noch halten, als in den restlichen USA. Das dort in den 80er/90er Zustände herrschten wie überall sonst in den 50er war leider bittere Wahrheit.

    So oder so, auch wenn wir nicht einer Meinung sind, find eich deine Rezension sehr gelungen und habe sie gerne bei mir verlinkt
    Liebe Grüße, Sandra

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