[Rezension] Liebe wird überschätzt

Veröffentlicht: 9. Juli 2017 von Juliane

Liebe wird überschätzt Book Cover
Liebe wird überschätzt
Valeria Parrella
Zeitgenössisch
Hanser Verlag
Juli 2017
Hardcover
144
Troppa importanza all'amore
Vorablesen

Die Italienerin Valeria Parrella schreibt in acht Kurzgeschichten  über das Leben und die Liebe. Genauer gesagt, darüber, dass die Liebe überschätzt wird. Sie zeigt hier die unsentimentale Realität einiger Arten von Liebe. Über scheinbar harmonische Familien, die Liebe zu Kinder und sogar die Religion (und Esoterik) findet Platz in ihren Geschichten.

 

Meine Meinung:

Erst einmal möchte ich mich bei Vorablesen und den Hanser Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken. Es ist immer ein besonderes Gefühl, ein Buch in den Händen zu halten, dass es noch nicht im Geschäft zu kaufen gibt.

Diese Kurzgeschichtensammlung “Liebe wird überschätzt” ist mir auf der Startseite von Vorablesen direkt ins Auge gestochen. Das Cover ist klasse! So farbenfroh und eigen. Auch der Titel hat mich angezogen. Ich bin zwar eine Romantikerin, mag aber auch realistische (Liebes-) Geschichten aus dem Leben.

Die Kurzgeschichten sind alle sehr unterschiedlich. Die ersten beiden Geschichten sind sehr ähnlich, doch dann wird die Bandbreite an Themen sehr groß. Deshalb geh ich einzeln auf die Erzählungen ein. Dadurch, dass die Geschichte nur wenige Seiten lang sind, wird es in den folgenden Beschreibungen einige Spoiler (!) geben.

Liebe wird überschätzt
Eine harmonische Familie lernt man hier auf den ersten Blick kennen, doch dann zeigen sich Betrug und Geheimnisse. Es ist sehr dramatisch und traurig – gerade weil es so trostlos ist und die Liebe als kompletter Trug hingestellt wird.

Der Tag nach dem Fest
Hier lernen wir eine Lehrerin kennen, die ein sehr nüchternes und unromantisches Liebesleben führt. Ihre neue Affäre ist verheiratet und sie nimmt es gedankenlos hin – für mich ein No Go. Die Moral der Geschichte (eine Art von “Lebe den Moment”) rettet zum Ende hin die Geschichte.

Die Ausgesetzten
Diese Geschichte ist mein Favorit. Eine Äbtissin und ein Baby spielen die Hauptrolle. Menschlichkeit steht im Vordergrund. Und zwei Arten von Liebe: Zu Jesus und zu einem menschlichen Baby. Die Äbtissin trifft eine Entscheidung. Ich mochte die Geschichte, weil mir die Frau sympathisch war mit ihrer entspannten und vernünftigen – unaufgeregten – Art.

Behave
Ach, irgendwie war diese Geschichte sehr traurig. Die Familienmutter stirbt an Trauer / dem Gefühl von Schuld. Das ist wirklich kein leichter Stoff und das Motto “Liebe wird überschätzt” sieht man hier gar nicht. Dramatisch!

Respekt vor dem, der es weiß
Ich kann nicht viel sagen. Es ist sehr verwirrend. Es geht um einen Tintenfisch Junkie?! Es bleiben viele Fragezeichen auf meiner Seite.

99/99/9999
Der Sinn hinter dieser Kurzgeschichten ist sehr rührend. Es geht wieder um die Liebe zu Kindern – diesmal von einem verurteilten Gefängnisinsassen und seinem Sohn. Diese Liebe ist wieder nicht überschätzt, sondern real und ein wichtiger Punkt. Leider gibt es auch kein Happy End und man wird mit seinem “Oh nein!” allein gelassen. Allerdings eine schöne Facette von einer Liebesbeziehung.

Das Kastell
Hier versuchte die Autorin auf sage und schreibe 1,5 Seiten eine Geschichten zu erzählen, was leider nicht gelungen ist. Die Geschichte um das Hotelzimmer bleibt für mich sehr blass und aussagelos.

Das letzte Leben
Sehr esoterisch und unrealistisch. Es geht um den Buddhismus. Um die Erleuchtung und was mit einem Menschen passiert, wenn er auf dem Ende seiner Reise ist. Ich mochte, dass die Geschichte etwas länger war und in verschiedene Zeitebenen aufgeteilt war. Hier konnte man Neugier und Spannung aufbauen. Nur passt für mich die Geschichten nicht zu den anderen. Sie hatte einen komplett anderen Erzählton und Moral.

Ich muss sagen, dass die Reihenfolge / die Anordnung der Geschichten sehr schleierhaft ist. Der Aufbau ist sehr willkürlich. Ein besserer Mix hätte der Sammlung gut getan. Auch hätte ich es besser gefunden, wenn die Geschichten alle eine ähnliche Länge gehabt haben. Hier variierten sie zwischen 1,5 und 30 Seiten.

Fazit:

Diese acht Kurzgeschichten sind sehr nüchtern und neutral geschrieben. Es gibt wenig Liebe – dafür umso mehr Kreativität und Leben. Manche Erzählungen sind zu kurz und können ihre Geschichte nicht erzählen. Manche habe ich gar nicht verstanden. Insgesamt konnten mich leider nur zwei der Geschichten überzeugen. Bei den anderen fehlte mir Gefühl, Logik und Relevanz. Schade!

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