Die vier Winde von Kristin Hannah

Veröffentlicht: 20. September 2021 von Juliane

Die vier Winde
Kristin Hannah
Gabriele Weber-Jaric
Historischer Roman
Aufbau Verlag
September 2021
Hardcover
516
The four winds

(Klappentext) Texas, 1934: Seit der Weltwirtschaftskrise sind Hunderttausende arbeitslos, und in den Ebenen der Prärie herrscht Dürre – zu viel wurde gerodet, nach Missernten droht das Land von Sandstürmen davongetragen zu werden. In dieser unsicheren, gefahrvollen Zeit muss Elsa Martinelli eine schwere Entscheidung treffen: Soll sie um das Land kämpfen, das sie liebt und das die Heimat ihrer Familie ist? Oder soll sie mit ihren Kindern wie so viele andere nach Westen ziehen? Irgendwann bleibt Elsa keine Wahl mehr, doch die Flucht nach Kalifornien birgt neue Gefahren in sich. Aber auch die Hoffnung auf ein neues Leben – und eine neue Liebe. 

Meine Meinung:

Dieser Roman ist ein Meisterwerk an Intensität. Ich bin noch immer ganz ergriffen von dem, was ich in “Die vier Winde” gelesen habe. Ehrlich gesagt, habe ich eine Art Liebesgeschichte und “positive” Geschichte erwartet und war teilweise von den düsteren Ereignissen regelrecht niedergeschlagen. Aber es hat mich berührt. Kristin Hannah schreibt SO GUT! Ich war so nah bei der Protagonistin Elsa – ich WAR Elsa. Ihre Gedanken und Gefühle, ich konnte sie spüren. Der Beginn hat mich direkt schon überzeugt, diese rebellische Art von Elsa und gleichzeitig diese traumatisierenden Verhaltensweisen ihrer Eltern… In dem Roman geht es um viele große Themen. Eins davon ist Familie. Die verschiedensten Arten von Familien-Beziehungen werden hier gezeigt, in Fokus meist Mutter-Tochter. Das hat mir sehr gut gefallen, gerade wenn man die verschiedenen Konstellationen im direkten Vergleich sah. Vor allem hat man überall einen Einblick bekommen und viele Verhaltensweisen auch nachvollziehen können (nicht alle!).

Die Dramatik der großen Depression in den USA ist spürbar. Die Verzweiflung, die Hilflosigkeit. Die schleichend näherrückende Panik. Es war wirklich deprimierend von dem Untergang so vieler Existenzen zu lesen. Im besonderen da es geschichtlich gesehen nicht lang her ist. Nicht mal 100 Jahre. Und was haben wir daraus gelernt? Nicht nur bezüglich des Umgangs mit der Natur. Auch werden hier Familien gezeigt, die in den Western gehen um dem Elend zu entkommen. Sie kamen mit nichts. Wie wurden sie dort behandelt? Ich will nicht zu viel verraten, doch die reale Geschichte der USA ist schon geschrieben. Ich könnte so viele Worte darüber verfassen, wie ungerecht so vieles ist – und das war hautnah spürbar in diesem Roman. Es ist faszinierend, wie nah ich mich den Familien (natürlich besonders Elsa) gefühlt habe. Ich stand mit ihnen vor der Entscheidung, ob man bleibt oder geht. Wie ist es, wenn man nicht nur für sich entscheidet, sondern auch für seine Kinder. Das zieht sich durch den Roman. Entscheidungen zu treffen zwischen einer kleinen Chance / Hoffnung und der Ungewissheit, die aber Glück bedeuten könnte.

Es gibt viel Trauer in dem Buch, auch musste ich das eine oder andere Tranchen verdrücken. ABER es gibt gleichzeitig viele starke und vorbildliche Figuren, die tolle Botschaften verbreiten. Liebe, Mut, Gutherzigkeit. Während des Lesens habe ich mich oft gefragt, wie das Buch wohl enden wird. Ein passendes Ende kann es nicht geben. Und so hadere ich auch mit dem Ausgang. Es ist authentisch, aber mein Herz hätte sich etwas anderes gewünscht. Das Ende gibt Hoffnung und macht Mut, aber für meinen Geschmack hätte es gern kitschiger sein dürfen. Das Nachwort von Kristin Hannah ist sehr lesenswert. Sie geht auf die Parallelen zu der heutigen Zeit ein – die zum Großteil nicht geplant waren, so entstand das Buch zB vor der Corona Zeit – und zeigt auf, was man aus dem Buch auch ins Hier und Jetzt mitnehmen kann. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen.


Fazit:

“Die vier Winde” hat mich sehr ergriffen und tief berührt. Erstaunlicherweise gibt es viele Parallelen zu der heutigen Zeit: Menschenfeindlichkeit, Naturkatastrophen, Ausnahmezustände… und auch soziale Strukturen wie die Rolle der Frau in der Gesellschaft oder die von Müttern. Ich habe so mit Elsa mitgelitten und bin immer noch nachhaltig beeindruckt. Hier durchlebt man definitiv eine Achterbahn der Gefühle: Hilflosigkeit, Verzweiflung, Hoffnung. Und man sollte ein Taschentuch bereit halten… wow, was ein Roman! Ich kann ihn absolut weiterempfehlen – aber Achtung, keine leichte Kost.


Vielen Dank…

…an den Aufbau Verlag für mein Rezensionsexemplar und für die Möglichkeit, mit der Autorin Kristin Hannah ein Interview führen zu dürfen. Sobald es online verfügbar ist, verlinke ich es hier.

1 Kommentar

  • Zeilentänzerin 22. September 2021 at 9:54

    Das klingt nach einem erfolgreichen Leseerlebnis =) Schön, wenn eine Handlung so begeistern kann. Ich mag auch das Cover sehr gerne.

    Zeilentänzerin

    Reply

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