Kung-Fu Mama von Petra Liebkind

Veröffentlicht: 3. Juni 2021 von Juliane

Kunk-Fu Mama
Petra Liebkind
Liebesroman, Familienroman
Piper
Mai 2021
Taschenbuch
379

Die alleinerziehende Marlene bekommt Schnappatmung, als die humorlose Schreckschraube von Klassenlehrerin mal wieder ihren Erziehungsstil bemängelt: ihr Sohn Stephan sei unpünktlich, unsportlich und esse zu viel ungesundes Zeug. Als ob ihr Leben zwischen durchgeknalltem Ex und chronisch überzogenem Konto nicht ohnehin schon chaotisch genug wäre. Höchste Zeit für eine Veränderung! Marlene meldet das Mama-Sohn-­Gespann kurzerhand für einen Kung-Fu-Kurs an. Und tatsächlich sorgt der nicht nur für höllischen Muskelkater bei beiden, sondern auch für herrlich kribbelnde Schmetterlinge in Marlenes Bauch. (Klappentext)

Meine Meinung:

“Kung-Fu Mama” wirkt auf den ersten Blick wie ein typischer “lustiger” Check-Lit Roman. Aber man sollte sich von diesen ersten Eindruck nicht blenden lassen. Ich war so positiv überrascht von der Tiefe, den Petra Liebkind auf diesen Seiten präsentiert hat. Sie reißt so viele Themen an, ob Geldsorgen, Familienkrisen oder die vielen Erwartungen an das Mutter-Sein. Natürlich wird hier nicht jedes dieser Probleme bis ins kleinste Detail von vielen Seiten beleuchtet, aber sie werden aus der Sicht von der Protagonistin Marlene gut dargestellt. So viel vorweg: Natürlich endet der Roman mit einem Happy End und die Sorgen von Marlene werden etwas zu leicht gelöst – aber ehrlich gesagt war meine Erwartung auch nicht anders.

Ich hatte etwas Sorge, dass das Buch in Fatshaming gegen den Grundschüler Steffi ausufern wird. Aber tatsächlich ist es weniger das Gewicht, als eher die generelle Sportlichkeit und der fehlende Anschluss des Jungen, der der Auslöser der Kung-Fu Stunden ist. DANKE! Denn anschließend (also nach den ersten 10-20 Seiten) ist das Aussehen von Steffi gar kein Thema mehr, sondern viel mehr seine Psyche und seine Wohlbefinden (vor allem als sein Vater plötzlich auftaucht!).

Familienbande ist ein großes Thema in dem Roman und der Umgang hiermit gefiel mir auch sehr gut. Petra Liebkind zeigt, dass Familienstreits nicht schwarz oder weiß sind. Dass es um verletzte Gefühle gehen kann -aber manchmal auch Dinge geschehen, über die man nicht mit einem Lächeln hinweg sehen kann. Ich finde des Zwiespalt und die Reaktionen von Marlene richtig gut dargestellt. Es war ein realistischer und authentischer Umgang. Übrigens auch die Familienbande im Sinne von Steffis Vater war ein… interessantes Thema. Diesen Typ konnte ich gar nicht leiden, Petra Liebkind hat diesen Typ Mensch wirklich PERFEKT dargestellt.

Steffi wuchs mir wirklich ans Herz. Genauso Marlene. Ihre Geldsorgen und Zukunftsängste. Wie sie ihr Leben mit ihrem Sohn wuppt. Ich las es sehr gern und fühlte so mit ihr! Ganz ohne Klischees kommt der Roman nicht aus, aber mich störte es nicht – gerade weil es eher das Ende betrifft. Damit kann ich sehr gut leben! Ach, auch vor dem Humor hab ich mich etwas gefürchtet. Der klassische Humor von “Frauenromanen” ist oft nicht meiner, aber hier fühlte ich mich gut unterhalten. Der Humor war nie niveaulos oder zum Augenrollen. Generell ließ sich das Buch sehr gut lesen. Es gibt kurze Kapitel, die es sehr kurzweilig erscheinen lassen.

Dass die Autorin selbst Kung-Fu macht, hat man gemerkt. Das Wissen strotzt nur so aus den Seiten und es macht wirklich neugierig. Der Kung-Fu Lehrer ist ein klasse Typ, ohne die Stereotypen zu erfüllen. Hier war es ein natürlich Umgang und ich denke, dass so manche nun auch mal Kung-Fu ausprobieren wollen.

Ach ja: Der Roman ist natürlich schon irgendwie ein Liebesroman. Es ist romantisch und es gibt einige schöne Szenen. Doch es war für mich nicht der Fokus. Es war ein Teil des Ganzen und das Ganze war ein wirklich runder Einblick in das Leben von Marlene.


Fazit:

Was ich als seichten, humorvollen Liebesroman erwartet habe, hat sich als gefühlvollen Roman erwiesen, der mir echt nahe ging. Marlene ist eine tolle Protagonistin, die mit ihrem Sohn Steffi ein unterhaltsames Duo bildet. Ich mochte die Darstellung der alltäglichen Probleme der Alleinerziehenden und vorallem, wie sie für sich und ihren Sohn einstand. Der Humor ist zum Glück ausgefeilt und nicht platt und ich genoss es sehr, den insgesamt sehr runden Roman zu lesen.


Vielen Dank…

… an den Piper Verlag für mein Rezensionsexemplar!

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