[Rezension] Der Blumensammler von David Whitehouse

Veröffentlicht: 27. November 2018 von Juliane

Der Blumensammler Book Cover
Der Blumensammler
David Whitehouse
Gegenwartsliteratur
Tropen (Klett-Cotta)
September 2018
Hardcover
346
Dorothee Merkel
The Long Forgotten
den Verlag!

New York in den 80er Jahren: Peter führt ein tristes Leben als Putzmann ohne große Ambitionen. Doch dann findet er in einem alten Buch in einer Bibliothek einen Brief. In diesem sind Namen von seltenen Blumen notiert. Mit der Hilfe eines Freunde macht er sich auf die Reise. Er bereist fremde Länder und abgelegene Gegenden um die Blumen zu finden. Doch was er findet ist etwas anderes: Ein aufreibendes Abenteuer.

Heute: Dove ist Callcenter Agent und sein Leben ist kein Highlight. Doch dann bekommt er Anfälle. Er erinnert sich an Szenen, die er selbst nicht erlebt hat. Er beginnt zu forschen und entdeckt ein fremdes Leben: Das von einem Peter, der auf Reisen ging.

Meine Meinung:

‘Der Blumensammler’ hat meine Aufmerksamkeit tatsächlich durch sein Cover auf mich gezogen. Ich mag Blumen. Ich liebe Blumen. Natürlich sprachen mit Titel und Covergestaltung direkt an. Der Inhalt klang für mich nach einer Reisegeschichte, wo man viel über Blumen lernen kann – und ich erahnte eine Liebesgeschichte.

Doch der Roman überraschte mich. Denn er beginnt im Prolog schon abenteuerlich mit einem Entdecker, der allein in einer Kapsel eingeschlossen ins Meer abgelassen wird und nach einige (vielen) Metern die Verbindung zu seinen Kollegen verliert und dem der Sauerstoff auszugehen droht.

Ja. Das dachte ich auch. Nämlich: WAS?

Zudem ist der Schreibstil so klasse, direkt war ich in der Story. Nachdem Prolog geht es mit unseren Protagonisten weiter, einem Call Center Agent und einem Putzmann. Beide leben in verschiedenen Zeiten und doch verbindet sie etwas: Nämlich dass sie festgefahren sind in ihren Leben. In einer Tristesse, die der Autor so wunderbar niederschreibt. Diese Aussichtlosigkeit.

Mit kleinen Erinnerungen und Anekdoten bekommt man als Leser direkt einen umfassenden Eindruck von den beiden Charakteren. Mit Dove, unserem Call Center Agent habe ich mich besonders verbunden gefühlt. Er ist zwar sehr passiv und pessimistisch, aber seine Entwicklung machte mir Spaß. Seine Ausbrüche und unterdrückte Wut. Mir gefiel es nicht nur eitel Sonnenschein zu lesen – und das ist einer unterhaltsamen (aber nicht komödiantischen) Art.

Hingegen Peter, unser Putzmann, unterscheidet sich von Dove sehr – auch wenn sie eine ähnliche Ausgangssituation haben. Peter ist der vom Klappentext, der den Brief findet mit der Erwähnung der Blumen. Allerdings ist er nicht voller Tatendrang und macht Jagd auf die Blumen. Er gerät in die Situation durch Zufälle und den Einfluss anderer Menschen. Ich finde das so realistisch. Denn wieso sollte ein recht kurzer Brief mit der Erwähnung einzelner Blumen einen Mann wie Peter so inspirieren.

Und deshalb sind die Blumen auch nicht im Fokus. Sie sind ein Begleiter der Geschichte und eher ein Kompass, wohin die Reisen von Peter gehen. Doch letztlich sind es andere Dinge, die ihn antreiben. Freundschaft, Stolz, Liebe. Und auch Peters Charakter entwickelt sich so sehr. Ich mochte es sehr, seine Geschichte zu verfolgen. (Die Beschreibungen der Blumen gefielen mir natürlich trotzdem und noch cooler wär es gewesen, wenn noch Zeichnungen von den Blumen im Buch eingefügt wären.)

Beide Geschichten werden im Wechsel erzählt. Bei den meisten Romanen, wo das passiert, präferiere ich eine Geschichte / eine Person. Doch hier störte mich der Wechsel nicht, ich mochte beide so sehr und hätten am liebsten parallel ihre Geschichte verfolgt.

Obwohl das Buch nicht viele Seiten hat, passiert so viel. Ich bin sehr fasziniert, wie viel Geschichte in den Seiten stecken, was alles passiert und wie krass der große Twist ist.

Wobei „Twist“ es nicht genau trifft. Es ist ein Höhepunkt, eine Zuspitzung und eine Verschmelzung. Einige Dinge hatte ich erahnt, einige Dinge erwischten mit kalt. Dafür, dass die Geschichte an sich sehr düster und abenteuerlich ist, war das Ende überraschend perfekt und rund. So richtig passt es also nicht zum Rest, dennoch gefällt es meinem Romantikerherz sehr.


Fazit:

Ein abenteuerlicher Roman über zwei Männer, die an einem Scheidepunkt ihres Lebens stehen und durch eigene Abenteuer und Entdeckungen aus ihrer Tristesse ausbrechen können. Mich überzeugten ein guter und so angenehmer Schreibstil und Charaktere, mit denen ich mich verbunden fühlte. Ich mochte die Überraschungen und die Twists! Auch die Reisen waren toll und die Beschreibungen der seltenen Blumen. Man muss allerdings kein Blumenliebhaber sein um diesen Roman zu mögen.


Vielen Dank…

… an den Klett-Cotta Verlag für die Bereitstellung meines Rezensionsexemplars!


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