[Rezension] Kleine große Schritte von Jodi Picoult

Veröffentlicht: 29. Dezember 2018 von Juliane

Kleine große Schritte
Jodi Picoult
Elfriede Peschel
Unterhaltungsliteratur
Penguin Verlag
August 2018
t
590
Small great things
,


Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Ruth als Hebamme im Mercy West Haven Krankenhaus in Connecticut. Auf einmal will ein Ehepaar nicht, dass sie ihren neugeborenen Sohn anfasst und behandelt. Ruth ist schockiert. Der Grund dahinter ist die Hautfarbe von Ruth.

Ein paar Tage kommt es zum Zwischenfall auf der Säuglingsstation. Der kleine Junge bekommt keine Luft mehr und Ruth ist allein auf der Station. Sie muss eine Entscheidung treffen: Der Anweisung folge leisten oder dem kleinen Menschen helfen.

Sie entscheidet sich und trotzdem kommt jede Hilfe zu spät. Der kleine Junge stirbt und die Eltern geben Ruth die Schuld. Sie verklagen Ruth wegen Mordes und ein Rechtsstreit ohne gleichen beginnt. Und Ruth ist sich sicher: Wäre sie weiß, wäre sie nie verklagt worden.

Meine Meinung:

“Kleine große Schritte” ist mein erster Roman von Jodi Picoult. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie dachte ich immer, dass sie seichte Liebesromane schreibt. Wie weiß entfernt ich doch von der Realität war! Über einen meiner Lieblingspodcasts bin ich dann aufgeklärt worden. Nämlich war Jodi Picoult bei “Crtl Alt Delete” zu Gast hat mit der Moderation Emma Gannon über ihren neusten Roman “A Spark of Light” und dem Thema Abtreibung gesprochen. (Hier könnt ihr euch die Folge anhören.)

Diese Podcast Folge hat mich richtig neugierig auf Jodi Picoult gemacht. Ihre Art zu sprechen gefiel mir gut und vor allem auch wie sie berichtet hat, wie intensiv sie sich mit einem Thema auseinander setzt und recherchiert bevor sie einen Roman schreibt. Ich musste einfach etwas von ihr lesen – und ich habe mir “Kleine große Schritte” als ersten Roman ausgesucht. Und ich wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ich bin extrem begeistert!

Dieser Roman hat so viel Tiefe, Geschichte und Realität.

Wir lernen zu Beginn Ruth kennen, wie sie aufgewachsen ist und aus welchen Verhältnissen sie stammt. All das gibt einem als Leser ein gutes Verständnis für ihren Charakter und ihre Art zu entscheiden. Denn sie ist vernünftig, hält sich an Regeln und ist zurückhaltend. Sie erzählt ihre Geschichte als Hebamme und alleinerziehende Mutter.

Neben ihr lesen wir die Geschichte aus noch zwei Perspektiven: Die ihrer späteren Anwältin Kennedy und die des rassistischen Ehemanns Turk. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Denn so gern ich auch die rechtlichen Hintergründe und Unsicherheiten von Kennedy interessierte – so schockierten mich die widerlichen Gedanken von Turk.

Aber eins muss man Jodi Picoult lassen: Sie hat alle drei Personen so realistisch und authentisch dargestellt. Im Nachwort erklärt sie, dass sie viele Menschen im Vorfeld getroffen hat. Und dass sie sich auch lange davor gesträubt hat aus der Sicht einer dunkelhäutigen Person zu schreiben, weil sie es einfach nicht wissen kann als weiße Frau. Doch sie wurde ermutigt diese aufrüttelnde Geschichte zu schreiben. Und ich bin sehr froh, dass sie es getan hat!

Ich finde sie hat es gut geschafft, ein Bewusstsein für Rassismus zu schaffen. Allein die Darstellung, was Ruth im Alltag passiert. Wie anders ihre Chancen sind, oder die ihres Sohnes. Wie sie in Schubladen gesteckt wird, allein wegen ihrer Hautfarbe.

Die Gedanken von dem Rassisten Turk sind abstoßend und total plemm plemm – aber das schlimmste daran ist: Es gibt mit Sicherheit SO viele Menschen, die tatsächlich so einen Mist denken und glauben. Zu viel will ich nicht verraten, doch auch aus seiner Sicht erfährt man noch so einiges und ihm geschehen Dinge, die ihn reflektierten lassen.

Der gesamte Schreibstil gefiel mir sehr gut. Jodi Picoult schafft es, ihre Geschichte so authentisch wirken zu lassen, als basiere sie auf einer wahren Begebenheit. Der Perspektivwechsel ist so geschickt gewählt immer an den richtige Stellen. Die verschiedenen Sichtweisen gaben dem Roman zudem noch an Tiefe und dem Leser viel mit auf dem Weg.

Zu Beginn passiert relativ viel, die Grundgeschichte und Ausgangssituation wird aufgebaut. Der Mittelteil ist ruhiger, wir verfolgen den Prozess und viele Gedankengänge. Wir lernen viel über Rassismus und den Alltag von Ruth. Zum Ende hin nimmt es wieder an Spannung auf, der große Showdown ist nichts für schwache Nerven. Ich bin echt begeistert, weil genau dieser Aufbau passt hervorragend zu der Geschichte.

Man lernt viel über Rassismus, da dies das zentrale Thema ist. Aber auch lernt man über das amerikanische Rechtssystem, was teilweise ziemlich ungerecht ist. Zudem auch über Säuglinge und Hebammen – was ihre Leistung ist und wie erste Hilfe aussieht.

Ich kann diesen Roman von Jodi Picoult nur empfehlen. Es ist grandios geschrieben und das Thema ist wirklich wichtig. Jeder sollte sich mit Rassismus beschäftigen, jeden geht es etwas an. Denn es nicht nur eine Geschichte, es ist Alltag. Dieser Roman kann als Augenöffner dienen.


Fazit:

Mit ihrem neuesten Roman “Kleine große Schritte” konnte mich Jodi Picoult voll und ganz überzeugen. Die Geschichte ist nicht ohne, doch lehrt sie viel über Rassismus, welcher noch lange nicht der Vergangenheit angehört.

Mit interessanten und vielschichtigen Personen ausgeschmückt erzählt sie auf geschickte Art und Weise eine tragische Geschichten mit Höhen und Tiefen, aus der ich als Leser sehr viel für mich mitnehmen konnte. Das bleibt definitiv nicht mein letzter Roman von ihr und ich empfehle ihn definitiv weiter.


Vielen Dank…

… an den Penguin Verlag für die Bereitstellung meines Rezensionsexemplars!


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6 Kommentare

  • Martinas Buchwelten 29. Dezember 2018 at 21:14

    Hallo!
    Jodie Picoult hat immer brisante Themen und leichte lektüre ist es selten! Allerdings gefallen mir ihre früheren Bücher um einiges besser (19 Minuten, Beim Leben meiner Schwester…)
    Ich freue mich schon auf ihr neues Buch und hoffe, dass es bald übersetzt wird!
    Liebe Grüße
    Martina

    Reply
    • Juliane 31. Dezember 2018 at 17:56

      Liebe Martina,

      “19 Minuten” wurde mich in letzter Zeit tatsächlich öfters empfohlen! Ich muss es wirklich mal lesen.. 🙂
      Ich denke 2019 werden es mehrere Bücher von Jodi Picoult werden..

      Liebe Grüße
      Juliane

      Reply
  • Kate 9. Januar 2019 at 14:25

    Hallöchen,
    um dieses Buch schleiche ich schon eine ganze Weile. Nachdem ich “The Hate U Give” gelesen habe, dachte ich, das wäre vielleicht eine ganz gute Ergänzung, so als Erwachsenengeschichte über Rassismus. Irgendwie ist es bisher nicht zum Kauf gekommen, aber du hast mich jetzt wirklich neugierig gemacht. Ich wusste bisher nicht, dass dieses Buch aus drei Sichten geschrieben ist, auch aus der Sicht des rassistischen Mannes. Das finde ich unfassbar interessant.
    Danke für den Buchtipp!
    Liebste Grüße, Kate

    Reply
    • Juliane 26. Januar 2019 at 17:02

      Liebe Kate,

      ohja! 🙂

      Bei “The Hate U Give” wird das Thema nochmal ganz anders betrachtet und auch in einem anderen Umfeld einfach. Hier ist es nochmal eine ganz andere Perspektive. Echt gut! Vor allem – wie du auch schreibst – die Geschichte aus der Sicht des rassistischen Mannes.

      Liebe Grüße
      Juliane

      Reply
      • Kate 30. Januar 2019 at 21:54

        Hallöchen,
        also … ich hab mir das Buch bestellt. Wollte dich nur wissen lassen, dass mich deine Rezension total überzeugt hat 😀
        Liebste Grüße

        Reply

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